Wie ist ein Dilemma definiert?
Ein Dilemma, auch Zwickmühle, bezeichnet eine Situation, die zwei Möglichkeiten der Entscheidung bietet, die beide zu einem unerwünschten Resultat führen. Es wird durch seine Ausweglosigkeit als paradox empfunden. Auch der Zwang zu einer Auswahl zwischen zwei positiven Möglichkeiten kann ein Dilemma sein.
Zur Entstehung eines Dilemmas braucht es eine Bewertung des Betroffenen, der beide Wege als gleichwertig beurteilt: gleichermaßen brauchbar oder unbrauchbar. Einer der beiden Wege wäre kein zufriedenstellendes Ergebnis, weil das Individuum entweder die Vorteile beider Optionen wünscht oder die Nachteile beider Möglichkeiten befürchtet.
Was ist das Wesen eines Dilemmas?
Jede Führungskraft kennt das – tagtäglich sind wir mit dilemmatischen Entscheidungen konfrontiert. Dabei ist ein Dilemma von mindestens drei Merkmalen gekennzeichnet:
- Gleichzeitigkeit: Es wird etwas zeitgleich gefordert, was nicht zeitgleich zu erreichen ist – beispielsweise nach oben und nach unten gleichzeitig zu gehen
- Gegenseitige Abhängigkeit: Je mehr Stufen ich nach oben gehe, desto größer ist der Druck nach unten zu gehen
- Zeitdruck: Es entsteht von außen oder innen ein hoher Druck zu handeln, nicht zu handeln ist keine Option
Welche Arten von Dilemmata unterscheidet man?
Im Berufsalltag begegnen uns die folgenden Dilemmata häufig:
Ressourcen Dilemma
Es ist nicht genügend Zeit verfügbar, um zu einer guten Lösung zu kommen. Mitarbeiter fehlen, um alle gestellten Aufgaben zur Zufriedenheit zu lösen. Oder es fehlt schlichtweg an den finanziellen Ressourcen, um das Erforderliche auf den Weg zu bringen.
Rollen- und Identitätsdilemma
Zuständigkeiten oder Kompetenzen sind nicht geklärt, es entstehen Unsicherheiten, wer was entscheiden darf, kann oder muss. Auch die Berücksichtigung der Individualität des einzelnen versus Gleichbehandlung aller im Team führt regelmäßig zu Zwickmühlen. Bei neuen Führungskräften geht der berufliche Aufstieg nicht selten mit einem Zugehörigkeitsdilemma und der Ausbalancierung von Distanz und Nähe zum eigenen Team einher.
Werte Dilemma
Gleichzeitig transparent, gradlinig und verbindlich zu sein und politisch und taktisch zu kommunizieren stellt viele Führungskräfte vor eine große Zwickmühle. Empathisch zu sein passt nur schwer zur Umsetzung von Entlassungen im Rahmen von notwendigen Restrukturierungen. Wertedilemmata bergen darüber hinaus häufig auch den Zündstoff des Burnouts.
Loyalitätsdilemma
Diese können bei freundschaftlichen Beziehungen zu Chefs, Mitarbeitern, Lieferanten oder Kunden auftreten, wenn man beispielsweise Entscheidungen durchsetzen muss, die diese Beziehungen gefährden. Aber auch, wenn Entscheidungen der Geschäftsleitung umgesetzt werden müssen, die der Beziehung zum Team, Lieferanten oder Kunden offenkundig schaden und man dies weder der Geschäftsleitung noch den Betroffenen transparent sagen kann oder will. Gerade das mittlere Management die sog. „Sandwich-Positionen“ sind hier öfter betroffen.
Wie erkenne ich ob ich mich in einem Dilemma befinde?
Die Idee zu haben, in einer Zwickmühle „das Richtige“ zu tun oder zu entscheiden, ist ein starker Indikator. Denn das nachvollziehbare und verständliche Ziel „das Richtige“ zu tun, wird es in einem Dilemma nicht geben.
Der Dilemma Zirkel (B. Schmid 1986) unterscheidet hierbei die Phasen
- Vermeiden / Leugnen („Das löst sich schon alleine auf“ / „Das kann nicht sein“)
- Strampeln („Irgendwie muss es doch zu lösen sein“ )
- Erschöpfung / Abschalten („Ich kann nicht mehr“)
- Verzweiflung („Es hat keinen Sinn“)
Gefühle wie Ohnmacht und Ausweglosigkeit und in eine Ecke gedrängt sein, begleiten diese Dynamik und die verschiedenen Phasen können sich durchaus wiederholen.
Wie komme ich aus einem Dilemma heraus?
So hart es klingen mag – nicht ohne einen Preis. Und genau die Suche nach einer Lösung ohne Preis ist es auch, die uns im Dilemma hält. Wir brauchen also eine aktive Entscheidung, hinter der wir stehen können, die wir verantworten können.
Somit lohnt es sich zu hinterfragen, was uns bisher an dieser Entscheidung hindert und wie wir entscheidungsfähig werden können. Meist spielen Pflichtgefühl, Gewissen, Firmenkultur, Glaubensätze und Werte eine bedeutende Rolle.
Hier lohnt es sich, näher hinzuschauen. Hilfreich ist es, zunächst die verschiedenen Optionen aufzuschreiben und zu erkennen, dass sich das Dilemma nicht ambivalenzfrei und ohne Preis auflösen lässt. Es ist schlichtweg nicht möglich.
Zudem ist es nützlich sich zu den Optionen die Werte, Überzeugungen und Glaubenssätze bewusst zu machen, die sozusagen „in Gefahr“ sind.
Die Veranschaulichung, dass manche Werte und Glaubensätze mehr Priorität als andere haben kann als nächster Schritt hilfreich sein. Dies zu erarbeiten kann mit einem neutralen Coach, der von außen hilfreiche Fragen zu eventuell festgefahrenen und unhinterfragten Glaubensätzen und Prämissen stellt, sinnvoll sein.
Durch diese Herangehensweise hat man durch die Vergegenwärtigung der Zwickmühle eine gewisse Distanzierung und ein „Blick von außen“ erreicht.
Es ist mehr Klarheit entstanden, welche Werte und Überzeugungen am ehesten hinterfragt werden dürfen und welche Wege welche Preise erfordern.
Der Weg ist dann offener von einer objektiven Entscheidung zu einer subjektiven Verantwortung und somit zu einer Haltung zu kommen.